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Zeitungsartikel "DIE WELT" vom 15.01.2000

Hass-Gemeinde freut sich über Abgang des Lieblingsfeindes

Überblick über Anti-Gates-Internet-Seiten - In die Zufriedenheit mischt sich Sorge, dass Produkte weiter abfallen könnten

Von Constantin Gillies

"Ein kleiner Triumph ist es schon", gibt Dieter Gerth zu. Der 24-jährige Systemverwalter betreibt im Internet eine der beliebtesten Anti-Gates-Seiten in Deutschland. Dass der Windows-König jetzt weg vom Fenster ist, freut ihn "natürlich ein bisschen". Wahrscheinlich freut es ihn sogar sehr, denn ein Großteil der Internetgemeinde steht seit jeher mit dem Sonnenkönig der Softwarebranche auf Kriegsfuß. Es gehört fast schon zur Etikette, seiner Microsoft-Aversion zu jeder Gelegenheit Luft zu machen.

Jeder Surfer verleiht dabei seinem Protest anders Ausdruck. Im Fall der Internetseite "IhateBillGates.com" (Ich hasse Bill Gates) enthält die Seitenadresse bereits die Nachricht. Neben den üblichen Witzen und Fotomontagen werden hier "I hate Bill Gates"-T-Shirts angeboten, zwei Stück für 26 Dollar. Andere Netzbewohner lassen es mit derart oberflächlichen Animositäten nicht bewenden. Ein Surfer hat gar die Bewegung "Bill Gates ist der Antichrist" ins Leben gerufen. Anhand von Bibelzitaten (Offenbarung, Kapitel 13) will er beweisen können, dass der Microsoft-Gründer der Leibhaftige ist. Diese Auffassung scheint übrigens nicht nur auf ein paar religiöse Eiferer beschränkt zu sein: Die renommierte Suchmaschine Google antwortete lange Zeit auf die Frage "Was ist das Böse?" mit einem Verweis auf die Homepage des Software-Riesen aus Redmont.
Doch die meisten Anti-Gates-Seiten sind eher spaßorientiert. 1998 etwa war das Programm Bill-Egg ein großer Hit. Viele Computerbesitzer mit Internetzugang hatten die virtuelle Tortenschlacht damals via E-Mail verbreitet. Per Mausklick können bei Bill-Egg allerlei Backwerk, Tomaten und Eier auf das Konterfei des Softwarekönigs abgefeuert werden. Was könnte nach dem dritten Systemabsturz auch schöner sein, als dem Ursprung des ganzen Un-Bills eine Torte ins Gesicht zu klatschen?

"Das hilft dabei, etwas Dampf abzulassen", gibt auch Gates-Gegner Dieter Gerth zu. Die Anti-Gates-Homepage zu programmieren sei eine Art Therapie gewesen. Programmieren gegen die Hilflosigkeit, sozusagen. Ähnlich muss es wohl auch den Schöpfern von Seiten wie gib-gates-keine-chance.de oder dem Verfasser des Pamphlets "Stoppt Kaiser Billhelm auf dem Weg zur Weltherrschaft" ergangen sein.

Trotz aller Freude über den Abgang ihres Lieblingsfeindes bleibt die Anti-Gates-Fraktion skeptisch: Dieter Gerth glaubt, "dass die Produkte dadurch auch nicht besser werden". Doch was ist, wenn nach Gates' Abgang alles noch schlimmer wird? Unsicherheit herrscht, und mancher spürt gar einen Anflug von Wehmut. Es kann also nicht mehr lange dauern, bis die Anti-Gates-Fraktion erste Konvertiten verzeichnet. Vielleicht heißt es dann schon bald im Netz: "Wir wollen unsern alten Kaiser Billhelm wiederhaben".

Dieter Gerths Web-Seite:
http://www.antims.dgerth.com


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